LEXIKON TAMPONDRUCK
Tampondruck von A bis Z
Beflammung
Druckobjekte, die nur eine geringe Oberflächenspannung aufweisen (etwa aus PP oder PE), können durch Beflammung so vorbereitet werden, dass sie gut zu bedrucken sind. Dabei wird mit Gas eine offene Flamme erzeugt und auf den Kunststoff gerichtet, die sich in der Zeit und Intensität regulieren lässt. Die Beflammung lässt die Oberfläche leicht aufreißen, so dass die Spannung erhöht und die Haftung der Farbe gewährleistet wird. Ein Nachteil des Verfahrens ist, dass die behandelte Oberfläche an Glanz einbüßt. Dies muss bei der Materialauswahl berücksichtigt werden.
Coronabehandlung
Die Coronabehandlung ist ein physikalisches Verfahren zur Vorbehandlung von Druckobjekten beim Tampondruck, die eine zu geringe Oberflächenspannung aufweisen. Dabei wird das Objekt mit Elektronen und Ionen beschossen, die zu Ladungsveränderungen in der obersten Molekülschicht führen und eine feste Verbindung mit den Druckfarben ermöglichen. Die Wirkung der Coronabehandlung entsteht durch eine Hochspannungsentladung von rund 12.000 Volt. Sie ist für schwer bedruckbare Oberflächen geeignet, aber auch für Glas und besonders glatte Materialien. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Oberflächen gleichzeitig von feinem Staub und anderen Rückständen befreit werden.
Einkomponentenfarbe
Einkomponentenfarben können mit Verdünner auf die gewünschte Viskosität gebracht werden. Im Tampondruck haben sie den Vorteil, dass sie auf Grund der längeren Topfzeit leichter zu verarbeiten und gleichzeitig wirtschaftlicher sind als Zweikomponentenfarben. Die Aushärtung geschieht oxidativ oder auf physikalischem Wege. Durch die enthalten Lösemittel werden auf thermoplastischen Oberflächen wie PVC, Polystyrol oder Polycarbonat die Untergründe kurz angelöst. Es entsteht ein fester Verbund zwischen Bedruckstoff und Farbe, so dass sich eine hohe Abriebbeständigkeit und Kratzfestigkeit ergibt.
Geschlossenes System
Das geschlossene Farbgebersystem wurde in den 1980er Jahren entwickelt. Hier liegt die Farbe in einem hermetisch abgeschlossenen Behälter. Dieser ist von einem Rakelring aus Keramik oder Metall umgeben, der die überschüssige Farbe abstreicht. Der Rakelring ist gleichzeitig das Dichtelement des Farbbehälters. Damit keine unerwünschte Farbe austritt, wird der Farbtopf gegen das Klischee gepresst. Dies kann durch einstellbare Federn, eine Pneumatik oder durch Magnete geschehen. Ein Vorteil des geschlossenen Systems ist die Abdichtung des Farbtopfes. Dadurch können keine Lösemittel austreten und die Farbe bleibt über längere Zeit von gleichbleibender Qualität, ohne dass sie nachverdünnt werden muss.
Klischee
Das Klischee ist neben dem Tampon im Wesentlichen mitverantwortlich für die Qualität des Drucks. Es enthält das Druckbild, das der Tampon auf das Druckprodukt überträgt. Je höher seine Qualität, desto höher auch die Qualität des erzeugten Druckbildes. Hier gab es im Laufe der Zeit zahlreiche Entwicklungen, wobei sich vier Klischeearten je nach Anwendungsbereich und Lebensdauer besonders herauskristallisiert haben:
– Keramik (sehr hohe Lebensdauer; erfordert pfleglichen Umgang, damit die Qualität erhalten bleibt)
– Stahl (hohe Lebensdauer und hohe Genauigkeit)
– Dünnblech (etwa 250.000 Drucke)
– Kunststoff (etwa 50.000 Drucke, preisgünstig herzustellen)
Nachbehandlung
Die Nachbehandlung im Tampondruck dient vor allem dazu, frisch bedruckte Teile sofort oder möglichst schnell stapelbar oder zum Verpacken bereit zu machen. Dazu kann das Druckbild von einer Wärmequelle bestrahlt, durch einen Brenner beflammt oder mit Druckluft angeblasen werden. In allen Fällen verflüchtigen sich die Verdünnungsmittel der Farbe an der Oberfläche schneller. Wurden Zweikomponentenfarben verwendet, geht die chemische Aushärtung zügiger vonstatten.
Offenes System
Das offene Farbsystem gibt es seit Anfang der 1970er Jahre. Hier liegt die Farbe in einem offenen Farbbecken, von wo sie durch eine Art Spachtel über das Klischee gestrichen wird. Anschließend streicht eine Rakel aus Kunststoff die überschüssige Farbe zurück in den Farbbehälter, so dass sie nur noch in den Vertiefungen verbleibt. Das offene System eignet sich vor allem für große Druckflächen, bei kleineren Flächen wird es kaum noch angewandt.
Plasma
Eine Vorbehandlung von Druckobjekten mit Plasma gehört mittlerweile zu den Standardverfahren im Tampondruck. Die Haftung von Farben und Lacken wird dadurch deutlich erhöht, was die Qualität und Langlebigkeit des Drucks stark verbessert. Vor allem bestimmte Kunststoffe, Metalle, Keramik und Glas, die sich ansonsten schwer bedrucken lassen, reagieren positiv auf eine Plasmabehandlung. Der Effekt beruht auf einer sehr feinen Oberflächenreinigung von organischen Teilchen, einer Veränderung der Oberflächentopografie sowie der Abscheidung chemischer Gruppen. Neben einer besseren Farbhaftung und Beständigkeit gegen mechanische und Witterungseinflüsse ergibt sich eine hohe Farbbrillanz, ohne dass Nasschemie, Arbeitsgase, Druckluft oder teure Vakuumanlagen zum Einsatz kommen müssen. Maschinen für die Plasmabehandlung erlauben hohe Verarbeitungsgeschwindigkeiten und lassen sich einfach in bestehende Produktionslinien integrieren.
Rakel
Der Begriff Rakel leitet sich vom französischen Wort “racle” ab und bezeichnet ein Abstreichholz oder Kratzeisen. In der Drucktechnik finden Rakel im Siebdruck und im Tiefdruck Verwendung und dienen zum Abstreichen überflüssiger Farbe von der Druckform, so dass nur noch die Näpfchen bzw. die Vertiefungen der Klischees mit Farbe gefüllt sind. Im Tampondruck besteht eine Rakel aus Gummi oder Kunststoff oder – bei geschlossenen Farbsystem – aus einem Ring aus Stahl oder Keramik.
Tampon
Wie die Bezeichnung Tampondruck nahelegt, bildet der Tampon das Herzstück dieses Druckverfahrens. Man kann ihn als eine Art Stempel betrachten, der die Farbe aus den Vertiefungen des Klischees abnimmt und auf dem Druckprodukt wieder abgibt. Es handelt sich also um ein indirektes Tiefdruckverfahren. Tampons werden aus Silikon-Kautschuk unterschiedlicher Qualitäten und Härten hergestellt und sind in verschiedenen Formen erhältlich. Je härter ein Tampon ist, desto schärfer werden Konturen abgebildet. So ergibt sich auch auf strukturierten Oberflächen ein sauberes Druckbild. Durch ihre Verformbarkeit während des Druckvorgangs lassen sich gewölbte (konkave, konvexe und unregelmäßige) Produkte veredeln, wie es mit anderen Techniken nicht möglich ist, zum Beispiel Kugelschreiber, Golfbälle oder Spielzeuge.
Vorbehandlung
Materialien wie Polypropylen und Polyethylen können nur eine geringe Oberflächenspannung vorweisen und bedürfen deshalb einer Vorbehandlung, um bedruckt werden zu können bzw. damit der Druck beständig gegen mechanische und andere Einflüsse ist. Mit speziellen Prüfstiften lässt sich testen, ob die Oberfläche genügend Spannung aufweist oder nicht. Läuft die Tinte des Stiftes zusammen, ist eine Vorbehandlung der Oberfläche erforderlich. Sie erfolgt mittels unterschiedlicher Verfahren, und zwar mit Plasma, Beflammung oder mit einer Coronabehandlung.
Zweikomponentenfarbe
Zweikomponentenfarben kommen zum Einsatz, wenn das fertige Produkt sehr hohen Anforderungen an Beständigkeit und mechanischer Beanspruchung gewachsen sein muss, etwa bei Schaltern und Reglern für die Autobranche oder bei Tastaturen für PCs und Notebooks. Zweikomponentenfarben wird ein Härter zugefügt, der chemisch mit dem Bindemittel reagiert. Hierbei muss auf das richtige Mischungsverhältnis und die richtige Zugabezeit kurz vor dem Druck geachtet werden, da sich die Farbe danach nicht mehr lange verarbeiten lässt. Nachdem die physikalische Trocknung abgeschlossen ist, sich also die Verdünnungsmittel verflüchtigt haben, erfolgt die chemische Reaktion der Aushärtung. Diese ist nach ungefähr sechs Tagen vollständig abgeschlossen.